Digitale Seekarte in der Praxis:
Schifffahrt profitiert bereits
Das Ziel ist klar: Im Jahr 2026 sollen nautische Produkte nach dem S-100-Standard auf den
Markt kommen. Sie werden der Schiffsführung eine größere Informationsdichte für eine sichere
Navigation bieten. Aber schon jetzt gibt es erfolgsversprechende Entwicklungen, die das BSH
mitverantwortet. Jens Schröder-Fürstenberg, Unterabteilungsleiter Nautischer Informations-
dienst im BSH, berichtet im Interview darüber.
Was sind genau die Vorteile des neuen Stan-
dards für ENC mit zusätzlichen Tiefenlinien?
Schröder-Fürstenberg: Die immer größeren
Schiffe brauchen in den Revieren der Nordsee
und Ostsee möglichst viel Raum zum Navi-
gieren. Die neuen HD ENC bieten ein deutlich
exakteres Tiefenbild durch Hinzufügen von
zusätzlichen Tiefenlinien, nämlich alle volle
Meter statt wie bisher nur alle fünf Meter.
Dadurch ist der Navigationsraum detaillierter
abgebildet und deshalb für die Schifffahrt bes
ser nutzbar. Die HD ENC ist also ein wichtiger
Betrag zur Gewährleistung der Sicherheit und
Leichtigkeit der Schifffahrt bevor die S-100 Welt
voll zum Tragen kommt. Die konsequente Wei-
terentwicklung der HD ENC sind hochgenaue,
auf S-100 basierende, Wassertiefendatensätze.
Diese werden jetzt schon den Lotsen als zusätz-
liche Information bereitgestellt.
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Jens Schröder-Fürstenberg (Quelle: BSH)
Nautische Produkte nach dem S-100-Stan-
dard kommen 2026 auf den Markt. Inwiefern
unterstützt das BSH die Schifffahrt schon vor
diesem Datum mit digitalen Diensten?
Schröder-Fürstenberg: Wir arbeiten schon seit
Jahren intensiv an der Vorbereitung der S-100
Einführung. Als Übergangslösung zwischen
herkömmlichen elektronischen Seekarten und
der komplexen S-100 Datenvielfalt hat die
Internationale Hydrographische Organisation
ainen Standard für elektronische Seekarten
mit hoher Dichte an Wassertiefenlinien, die
sogenannte HD ENC, entwickelt. Dieses Pro-
dukt haben wir 2024 für das Revier des Ros-
tocker Hafens der Schifffahrt bereitgestellt.
Weitere ausgewählte Reviere werden folgen.
Damit einhergehend ist eine höhere Berichti-
gungsfrequenz, welche die Schifffahrt schnel-
ler mit aktuellen Navigationsdaten beliefert.
Können Sie ein Anwendungsbeispiel nennen?
Schröder-Fürstenberg: Ganz konkret wären
einige imposante Schiffsmanöver in deut-
schen Revieren nicht möglich gewesen. Ohne
hochgenaue, auf S-100 basierende, Wasser-
tiefendatensätze etwa hätte der britische
Flugzeugträger HMS QUEEN ELIZABETH Ende
November 2024 nicht in den Hamburger Hafen
einlaufen können, berichteten uns die zustän-
digen Lotsen. Bereits jetzt bekommen die Lot:
sen und zukünftig auch die Verkehrszentralen
automatisiert die Daten.
Welche Erfolgsbeispiele gibt es mit Blick auf
die S-100 noch?
Schröder-Fürstenberg: Wir stellen hochgenaue
Wassertiefendaten für die Weser den dortigen
Lotsen bereit. Wir haben dazu untersucht, wel-
che Vermessungsdaten verfügbar sind, diese
dann bewertet und in unseren automatisierten
Produktionsablauf integriert.
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