570 Annalen der Hydrographie wid Maritimen Meteorologie, Juni 1936,
ein mächtiger Cunb entwickeln, ohne daß es aber anscheinend zur Auslösung
von Gewittern kam, Dieser Cunb fiel am Abend wieder zusammen, Dagegen
ließen. sich im Südosten — wahrscheinlich im Gebiet südlich der erwähnten
Schleitzone — auch noch am Abend Cunb beobachten. Gegen 19% erfolgte eine
Winddrehung auf SE, später E (vgl. Abb. 2), die eine vorübergehende Unter-
brechung des Seewindes brachte und mit einer leichten Erwärmung verbunden
war. Dieser schwache Warmluftvorstoß führte zu einer peringen feuchtlabilen
Umlagerung, die im Hamburger Hafengebiet zu ganz leichten Regenfällen und
weiter südlich zu leichten Gewittern
Wind £__ Sant BES führte (etwa 20%), Als der Wind wieder
a On „ auf ENE bis NE rückärehte, setzte
. vs wieder Abkühlung ein, dach erfolgte nach
8 etwa einer Stunde erneut Erwärmung —
.-- diesmal jedoch ohne Windrichtungsände-
rung‘ —— die erst mit dem Einsetzen von
Regen beendet wurde. Um 22* trat wieder
ein Windsprung von N auf SSE auf
(später wieder Rückdrehen auf E), und
kurz darauf, um 22% setzte eine relativ
kräftige Erwärmung ein, die trotz des
| um 22% einsetzenden starken Regens
(5.1 mm in. 80 min) gleichmäßig fortdauert. Erst um 23% wurde das Maximum
der Temperatur erreicht, Das begleitende, zeitweise starke Gewitter, das von E
nach W zog, schwächte sich gegen 23® beim Überqueren der Elbe ab. Über
dem. Alten Lande, auf der hannoverschen Seite der Unterelbe, fand dann wieder
eine Verstärkung des Gewitters statt,
Die vor diesem Gewitier auftretende Erwärmung Jäßt erkennen, daß die
Auslösung des Gewitters durch einen Vorstoß warmer Luft in Boden-
nähe erfolgt ist, Dabei handelt es sich aber nicht um den Vorstoß der ganzen,
oben erwähnten Schleifzone, denn die Wetterkarte vom Morgen des 6. läßt die
Schleifzone noch immer zwischen Hamburg und Magdeburg liegend erkennen,
und die Höhenaufstiege von Hamburg und Berlin ergeben, daß es auch in der
Höhe über Berlin wärmer ist als über Hamburg, Daß es sich aber auch um
einen nur kurze Zeit andauernden Vorstoß warmer Luftmassen handelt, ergibt
sich daraus, daß gleichzeitig mit dem um 28 erfolgenden Rückdrehen des Windes
auf NE Abkühlung einsetzt, die nicht als Abkühlung durch Niederschlag. zu
erklären ist. Auch das in dieser Nacht in Hamburg beobachtete Temperatur-
minimum von 8° (1° höher als in der vorhergehenden Nacht) liegt um 6° tiefer
als das von Berlin und spricht ebenfalls dafür, daß die binnenländische Warm-
luft noch nicht endgültig nach Hamburg gelangt ist. Es bleibt nun noch die
Frage offen, ob ein Vordringen der binnenländischen Warmluft nach Hamburg
zur feuchtlabilen Umlagerung führen kann. Vergleicht man an Hand der Höhen-
äufstiege von Hamburg und Berlin von 19% des Gewittertages die Temperatur-
verteilung (Abb, 1}, so sieht man, daß tatsächlich ein Vorstoß der Warmluft nach
Norddeutschland zur Auslösung einer feuchtlabilen Umlagerung führen kann,
besonders dann, wenn der Warmluftvorstoß in den unteren Schichten erfolgt.
Dafür Jäßt sich in diesem Falle allerdings kein eindeutiger Beweis erbringen,
obwohl es unwahrscheinlich ist, daß die über Hamburg in Bodennähe für eine
Stunde beobachtete Winddrehung auf E bis SE auch in der ganzen Trovosphäre
aufgetreten ist.
Daß am nächsten Tage (6. 5.) trotz der durchaus ähnlichen Wetterlage —
auch an diesem Abend trat nach Aufhören des Seewindes Erwärmung in Hamburg
ein — kein Regenschauer und kein Gewitter auftraten, dürfte darauf zurückzu-
führen sein, daß sich in den höheren Schichten Absinkbewegungen einstellten,
die sich schon tagsüber durch typische Abschmelzformen der Wolken bemerkbar
machten, und auch durch den Hamburger Aufstieg vom Abend (gegen Vormittag:
Zunahme der aktuellen und äquivalentpotentiellen Temperatur, Abnahme der
relativen. und spezifischen Feuchte) belegt wurden, G. Pogade, Hamburg.
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