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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

Mensing: Versuche mit Gastonnen in der Aufsenjade. 
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Als ich die dort steile Düne zum Ufer hinabschritt, verschwand dasselbe 
plötzlich, und konnte ich feststellen, dafs dieses Verschwinden bei etwa 1lm 
Augeshöhe über dem zeitigen Meeresspiegel eintrat. 
Der Abstand von Helgoland-Feuer bis Wangerooge-Strand beträgt ziemlich 
genau 23,2 Sm; die Höhe des genannten Feuers über dem Meeresspiegel bei halber 
Ebbe beträgt etwa 70,5 m. Bei einer Augeshöhe des Beobachters von 11 m hätte 
die Sichtweite des Feuers noch 17,62 + 6,97 — 24,59 m betragen müssen. 
Das Feuer verschwand aber in dieser Augeshöhe vollständig, und läfst 
sich dies, da die Refraktion ihren Mittelwerth gehabt haben oder demselben sehr 
nahe gewesen sein dürfte, meines Erachtens nur so erklären, dafs in der Kimm 
sich ein Hindernifs befunden haben mufs, welches diejenigen Lichtstrahlen brach 
oder absorbirte, die hier die Meeresoberfläche bezw. die Gipfel der Wellenberge 
tangirten oder die derselben zunächst liegenden Schichten zu passiren hatten. 
Dieses Hindernifs muß eine Höhe von ca 3,0 m gehabt haben, denn wenn 
man die zu reducirenden Höhen um diesen Betrag mindert, so erhält man für h 
einmal 70,5 — 3,0 == 67,5 m und das andere Mal 11 — 3,0 = 8,0 m, und hieraus 
d, + dz = 5,95 + 17,27 = 23,22 Sm, was der „effektiven Sichtweite“ in diesem 
Falle entspricht. 
Welcher Theil dieses Betrages von 3 m auf die Wellenhöhe entfällt, bin 
ich nicht im Stande, genauer anzugeben, da ich unterlassen habe, mir eine dahin- 
gehende Notiz zu machen. Jedenfalls wird, da der Wind nur die Stärke von 
etwa 6 hatte, 1 m als ein Maximalwerth angesehen werden können. 
Wenn diese beiden Voraussetzungen zutreffen, so mufs die Dicke der die 
Lichtstrahlen absorbirenden oder stark beugenden Luftschicht in dem in Rede 
stehenden Falle etwa 2 m betragen haben. Nimmt man an, dafs eine Dicke von 
1,5 m bei höherem Seegange mit Wellenhöhen bis etwa 1m schon unter gewöhn- 
lichen Umständen vorhanden sein wird, so werden wir unter solchen Umständen 
von den scheinbaren Höhen 1,5 + 1,0 = 25m in Abzug zu bringen haben, und 
erhalten wir dann für die Fokalhöhe einer Leuchttonne der in Rede stehenden 
Art 4 — 25 = 1,55 m und für die Augeshöhe des Beobachters 3,5 — 2,5 = 1 m. 
Hieraus berechnet sich d, + d, = 254 + 2,10 — 4,64 Sm. 
In dieser Entfernung würde das Feuer unsichtbar werden. Ich gehe wohl 
nicht zu weit, wenn ich annehme, dafs in diesem Falle eine Schwächung der 
Lichtstärke bereits auf etwa 4 Sm eintreten würde. Ist dies aber zutreffend, 
and wenn ich fernerhin annehmen darf, dafs die Bedingungen, unter welchen 
diese Erscheinung auftritt, nicht eben selten sind, so würde die weitere Divergenz 
der Kurven, welche etwa von 4 Sm ab eintritt, eine Erklärung gefunden haben. 
Für die Erklärung der Divergenz vom Nullpunkte ab bis hierher genügt 
sie jedoch nicht, wenn wir nicht für die betreffende Luftschicht eine weitaus 
größere Dicke als die hier in Betracht gezogene annehmen wollen, wozu wir 
eine Berechtigung vorläufig nicht haben. 
Da die Thatsache selbst jedoch durch diese Versuche ziemlich einwandfrei 
konstatirt ist, so bleibt uns nur übrig, festzustellen, dafs man zweifellos von einem 
festen Standpunkte aus Leuchtfeuer wesentlich schärfer als von 
einem Schiffe aus beobachtet, und einer späteren Zeit die Ermittelung zu 
überlassen, ob dies durch den Umstand sich erklären läfst, dafs man auf festem 
Lande fast immer von einem geschützten Platz aus beobachten kann, die Augen 
dann aber der sehr störenden Einwirkung des Windes entzogen werden können, 
und dafs man ziemlich genau weifßs, wo man ein Leuchtfeuer zu suchen hat, oder 
welche anderen Verhältnisse diese Erscheinung bedingen. 
Uns bleibt aber noch übrig, darauf hinzuweisen, dafs der Verlauf der 
Kurven ZW und AC, besonders bis zur Sichtweite von etwa 5 Sm, einander 
sehr ähnlich ist, und daraus die Folgerung zu ziehen, dafs, um einem Beob- 
achter auf einem Schiffe mit niedriger Augeshöhe noch „sichtbar“ 
zu sein, ein Licht eine so bedeutende Stärke haben mufs, um einem 
Beobachter auf erhöhtem festen Standpunkte „gut sichtbar“ zu 
erscheinen. 
Mit dieser Forderung spreche ich, wie ich wohl weils, nur das aus, was 
erfahrene Seemänner als zutreffend schon lange erkannt haben. 
Aber dieser Forderung ist in der präcisirten Form, wie ich sie hier 
auszusprechen mir gestattete, bis jetzt nur wenig Rechnung getragen. So beruhen 
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