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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 23 (1895)

194 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1895. 
erwarten läfst, ob die Wolken des Vormittags den Ausbruch eines Gewitters am 
Nachmittag befürchten lassen oder ob eine herannahende Depression, durch die 
am Horizont erblickte Wolkenbank angekündigt, schlechtes Wetter in höherem 
oder geringerem Maße bringen werde, so wird jedoch auch nach Ley das Baro- 
meter niemals bei der allgemeinen Wetterprognose zu entbehren seia. Für diese 
soll die Wolkenbeobachtung nur einen weiteren Anhalt geben, um aus der 
gegebenen Wetterlage die zu erwartenden Umwandlungen mit erhöhter Sicherheit 
zu folgern, so dafs es stets von der gröfsten Bedeutung sein wird, die jeweilige 
Wetterlage thunlichst schnell möglichst allgemein bekannt werden zu lassen. In 
dieser Beziehung macht der Verfasser am Schlufs des Werkes den auch sonst 
schon vernommenen Vorschlag, einen in möglichst vielen Exemplaren im Lande 
zu verbreitenden Wetteratlas für das betreffende Gebiet herauszugeben, welcher 
so viele typische numerirte Wetterkarten enthält, dafs jede gegebene Wetterlage 
darin vertreten sein müfste (für England hält Ley 999 Karten bei Weitem 
genügend), und worin für jede Wetterkarte danebenstehend in wenig Worten 
die muthmafslichen Wetteraussichten anzugeben wären; die einfache Aufgabe des 
meteorologischen Centralinstituts des Landes würde dann darin bestehen, nach 
Feststellung der Wetterlage diese stets möglichst schnell durch telegraphische Mit- 
theilung der Nummer der entsprechenden Wetterkarte dem ganzen Lande bekannt 
zu geben und dafür Sorge zu tragen, daß gleichzeitig auch die an den Küsten 
vorüberfahrenden Schiffe durch Signale in gleicher Weise benachrichtigt würden. 
Als eine besondere Aufgabe unternimmt es der Verfasser, die Wolken 
nach ihrer Entstehung einzutheilen, indem er für diese eine allumfassende 
physikalische Erklärung giebt, welche bekannte Theorien verwerthet und ebenfalls 
im Ganzen nur den Werth einer Hypothese besitzt, 
Bekannt ist die des Weiteren vom Verfasser(1a) bereits früher vorgetragene 
Vertheilung der Wolkenformen im Bereiche der Cyklonen und Anticyklonen, an 
welche sich ein Kapitel über die auf der Erde vorherrschenden Wolkenformen 
anschließt. 
Endlich bedingte das für weitere Kreise bestimmte Werk noch ein ein- 
leitendes Kapitel über die physikalischen Eigenschaften der Atmosphäre, und 
erheischte insbesondere die Bedeutung der Luftströmungen für die Wolken zwei 
weitere Abschnitte über die grofsen atmosphärischen Strömungen und die auf 
den verschiedenen Gebieten der Erde vorherrschenden Winde. 
Für die zunächst kurz zu besprechende Wolkenbildung wurden, wie hervor- 
gehoben, neue Principien nicht eingeführt. Abgesehen vou elektrischen Ein- 
wirkungen, die nur zur Erklärung mehr nebensächlicher Punkte herangezogen 
and mehr hypothetisch behandelt werden, spielen sich bei der Wolkenbildung in 
der Atmosphäre, nach Ley, vier verschiedenartige Prozesse ab, wonach Wolken 
der „Radiation“, des „Interfret“, der „Inversion“ und der „Inklination“ — im 
Wesentlichen Nebel, stratusartige Wolken, Haufenwolken und die cirrusartigen 
Wolken — unterschieden werden. Es bedeutet Radiation die Erkaltung durch 
Strahlung und dadurch bedingte Kondensation des Wasserdampfes der Luft, die 
wir mit Ley zur Erklärung der Nebel heranziehen. Unter Interfret werden die 
Vorgänge der Wirbel- und Wogenbildung an der Grenze zweier ungleich dichter 
und verschiedenartig bewegter horizontaler Luftschichten verstanden, welche 
durch die Resultate mathematischer Entwickelungen von von Helmholtz wahr- 
scheinlich geworden sind, so dafs diese Klasse die Wogenwolken von von Bezold(?2) 
umfassen müfste. Die „Inversion“ umfafst die Vorgänge, die uns durch die Lehre 
von den auf- und absteigenden Luftströmen in der Atmosphäre bekannt sind. 
Endlich erklärt Ley die Bildung der oberen (cirrusartigen) Wolken durch den 
Procefs der „Inklination“, indem er zu Eisnadeln kondensirte Wasserdämpfe in- 
folge ihrer Schwere durch verschiedenartig bewegte horizontale Schichten herab- 
[allen läfst, wodurch ein Auseinanderreifsen der Theilchen bedingt und eine Wolke 
von mehr oder minder gewundener Gestalt erzeugt werden müsse, die sich, mehr 
oder weniger schräg herabhängend, so weit abwärts erstreckt, bis ihre untersten 
Theilchen in den erreichten wärmeren Schichten wieder in Dampf verwandelt 
werden, Diese Erklärung deckt sich in ihren wesentlichen Zügen mit den Er- 
klärungsversuchen von Lamarck(3) und Möller(4) — während von Bezold(2) 
auch einigen Arten der oberen Wolken unbedingt den Charakter der Wogenbildung 
zuspricht, ;
	        
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