288 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1895,
Mitarbeiter zur See ermöglicht wird, scheint es der Redaktion wünschenswerth,
den Hauptinhalt eines Vortrages über ihre Bedeutung wiederzugeben, den der
Direktor der Seewarte, Herr Wirklicher Geheimer Admiralitätsrath Professor
Dr. Neumayer auf der 66. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte
in Wien, September 1894, gehalten hat. Die Verhandlungen ete. berichten darüber
Folgendes:
Der Vortragende giebt in Kürze eine Geschichte der Herausgabe der
täglichen synoptischen Wetterkarten für den Nordatlantischen Ocean und beleuchtet
die Verdienste, welche sich der am 16. Februar 1884 verstorbene Direktor des
Dänischen Meteorologischen Instituts, Kapt. N. Hoffmeyer, um diesen Forschungs-
zweig erworben hat. Er erinnert daran, welches Aufsehen die Veröffentlichungen
Hoffmeyer’s auf dem ersten internationalen Meteorologen-Kongrefs in Wien
verursachten und wie eine neue Aera durch diese Veröffentlichungen inaugurirt
worden ist. Diese werthvollen Karten (September 1873 bis November 1876)
mufsten endlich aufhören, da dieselben durch persönliche Mittel und Opfer nicht
weitergeführt werden konnten. Es war das Bestreben darauf gerichtet, durch
eine Vereinigung der Kräfte des Dänischen Meteorologischen Instituts und der
Deutschen Seewarte fernerhin die täglichen synoptischen Wetterkarten für den
Nordatlantischen Ocean erscheinen lassen zu können. Durch Vereinbarungen,
welche im Sommer 1878 in Kopenhagen getroffen worden sind, wurde es endlich
möglich, das Kartenwerk in neuer Folge auf Kosten des Dänischen Meteoro-
logischen Bureaus und der Deutschen Seewarte herauszugeben. Es erschien die
vom Dezember 1880 beginnende Serie der Karten an dem Tage, an welchem
— wie oben erwähnt — der Tod den unermüdlichen Forscher und Begründer
des in Frage stehenden Unternehmens hinwegraffte. Von jenem Zeitpunkt an
sind die Karten regelmäfsig und fortlaufend bis zum heutigen Tage erschienen,
und zwar in der Weise, dafls die Zeit, in welcher die Karten im Drucke er-
scheinen, etwa um vier Jahre hinter der Zeit zurück ist, auf welche die Karten
zich beziehen. So ist beispielsweise gegenwärtig erst die Serie der Karten für
September 1890 in der Erscheinung begriffen. Die Durchführung des Planes der
Veröffentlichung der täglichen synoptischen Wetterkarten für den Nordatlantischen
Ocean verdient um so mehr Anerkennung, als ein Versuch seitens Kapt. Hoff-
meyer’s und Dr. Neumayer’s, welcher auf dem zweiten Meteorologen-Kongrefs
in Rom (April 1879) gemacht worden war, um eine thatkräftige internationale
Unterstützung dem Unternehmen zu sichern, fehlschlug und es also lediglich auf
die Opferwilligkeit der beiden genannten Institute ankam, wenn dasselbe nicht
zu Boden fallen sollte.
In den Vereinbarungen von 1878 war — wie dies die Jahresberichte der
Deutschen Seewarte der Reihe nach nachweisen — ins Auge gefafst, den Wetter-
karten auch einen begleitenden und erläuternden Text beizugeben, der international
von Werth sein könnte. Begreiflicherweise bildete die Frage, in welcher Sprache
ein solcher, nach Ansicht der Herausgeber der Karten unentbehrlicher Text zu
erscheinen hätte, eine erhebliche Schwierigkeit. Diese Schwierigkeit wurde in der
Folge dadurch beseitigt, daß die „Vierteljahrs-Wetter-Rundschau“, welche
als ein solch erläuternder Text aufzufassen ist, von der Seewarte allein verfaßt
und herausgegeben wurde; sie erschien in deutscher Sprache, ausgestattet mit
etwa zehn, die Erscheinungen in einem Vierteljahre zusammenfassenden, Karten
als unentgeltliche Beigabe für die Abonnenten der täglichen synoptischen Wetter-
karten für den Nordatlantischen Ocean. Gegenwärtig ist der VI. Band dieser
Veröffentlichung, vom Winter 1888 beginnend, im Druck; der I. Band begann
mit dem Herbst 1883. In den fünf ersten Bänden sind etwa 200 Karten
über die Lage und Bewegung der barometrischen Minima und Maxima enthalten,
ınd es verbreitet sich die Untersuchung über das ganze Nordatlantische Gebiet
sowie die anliegenden Uferstaaten, wobei nicht nur die allgemeine Wetterlage
eine Bearbeitung erfährt, sondern auch in einem zweiten Theile der praktischen
Navigirung eine besondere Beachtung gewidmet wird. Man hätte nun glauben
sollen, dafs die genannten, mit erheblichen Opfern für die betheiligten Institute
verknüpften Veröffentlichungen eine Anregung geben würden zu Forschungen auf
dem Gebiete der Witterungs-Erscheinungen, die für die Vorgänge in der Atmo-
sphäre über Europa hätten von Bedeutung werden können. Diese Erwartung hat
sich nun nicht verwirklicht: thatsächlich ist bis jetzt kaum eine Untersuchung