29
Wislicenus: Die Küste von Annam.
für die Lagune bildet. Hier buchtet die Küste sehr tief ein und bildet eine
kleine Bucht, worin man am Fuße des eben erwähnten Gebirges zeitweilig Schutz
finden kann.
Der Hafen von Phu-Son. Das nördliche Fluthbecken liegt im Innersten
dieser Einbuchtung und ist wie das südliche von einer ähnlichen Barre versperrt.
Innerhalb dieser Barre ist ein Becken, worin bei Niedrigwasser 3,5 m Tiefe bleibt;
es liegt vor der bedeutenderen Stadt Phu-Son. Dieser Hafen, worin mitten
zwischen den Annamiten eine zahlreiche chinesische Kolonie lebt, wird von
Dschunken sehr besucht, wovon einige mit den Küsten der Landschaft Kanton
Handel treiben. Diesen Theil der Küste machen viele Pagoden, und ein tafel-
{örmiger Berg von 135m Höhe, der sich zwischen Phu-Son, Ksuandai und der
Lagune von ÖOlang erhebt, sehr kenntlich; dadurch ist es leicht, die Bucht und
die Einfahrt des Hafens von Phu-Son auszumachen.
Die Gebirgsmasse, die nordwärts in der Spitze Ksuandat endigt, ist, ebenso
wie die übrige Gegend, ganz bebaut. Ihr südlicher Theil, der ähnlich wie das
„Trapez“ von einem Hügel mit wagerechten schwärzlichen Streifen gebildet
wird, setzt sich seewärts in einem Korallenriff und in einigen einzelnen Klippen,
die 400 bis 500m vom Fuße des Strandabhanges liegen, fort. Nordwärts davon
breitet sich ein kleiner Sandstrand aus, dann erhebt sich die Küste zu mittlerer
Höhe und wird eingefafst von Trümmerhaufen rother Klippen; seewärts davon
scheinen keine Gefahren zu sein, man kann, indem man ın 800 bis 900m Ab-
stand längs dieser Klippen läuft, zwischen der Klippe Ilyssus und dem Festlande
hindurchgehen, sowohl wenn man aus der Bucht von Ksuandai herauskommt, als
auch wenn man vom Süden her in sie hineinlaufen will.
Gezeiten. Zwischen Bai Ma Lieng und Phu-Son erreicht der Fluthwechsel
bei gewöhnlicher Springtide etwa 2m.
Die Bucht von Phu-Yen. Diese Bucht, die von Dayot den Namen
nach der Landschaft, worin sie liegt, bekommen hat, ist die schönste Bucht von
Annam. Darin liegen eine Menge Ankerplätze: die hauptsächlichsten sind Ksuandai,
Vung-Lam und der innere Hafen von Vung-Chao, der vollständigen Schutz
gewährt. Die Einfahrt in die Bucht ist ungefähr 2 Sm breit und hat zwischen
der Spitze Ksuandai, wovon schon gesprochen wurde, und den Spitzen Vungla
und Gain-Mong 14 bis 18 m Tiefe. Die „Nestinsel“ (We aux Nids), eine zackige,
steile und ziemlich hohe Klippe, deren Westkante auf !/4 Sm Entfernung mit
Klippen besetzt ist, liegt etwas innerhalb der Einfahrt und auf etwa !/3 der
ganzen Breite von der Südküste ab. Aufser den schon genannten Spitzen kann
man die Bucht von See aus noch an folgenden guten Landmarken erkennen: an
den Gipfeln von Vung-Chao, an der Bergmasse von Gain-ba und an den hohen
Dünen der Bucht von Vung-Trich.
Gut bebaute Ländereien umgeben die Bucht von Phu-Yen; die Bucht ist
stets mit Fischerbooten bedeckt. Längs der Küste liegen schöne Dörfer zwischen
Kokoshainen. Das ganze Land wird an allen Seiten von hohen Bergen ein-
gefafst und zeigt ein prächtiges Landschaftsbild. Die ganze Landschaft, die
3ehr wohlhabend sein soll, ist besser bebaut als irgend ein anderer Theil von
Annam. Die Hauptstadt liegt im Innern, südwestwärts von der Bucht.
Die Klippe Ilyssus, worauf bei Niedrigwasser nur 1,8 m Tiefe ist, liegt
2,1 Sm in rwS65° 0 von der Spitze von Ksuandai; sie steigt plötzlich aus Tiefen
von 24m empor und hat die Form eines abgestumpften Kegels, dessen Grund-
fläche etwa 20 m Durchmesser und dessen Gipfelfläche nur 2 m Durchmesser hat,
Wenn man, von Süden kommend, seewärts von dieser Klippe bleiben will,
so genügt es, die Spitze Gain-ba westwärts frei von der Nordwestspitze von
Paulo Gambir zu halten, bis man die Spitze Ksuandai in West peilt. Rings
uam die Klippe herum, auf weniger als 30 m Abstand, findet man 22 m Tiefe.
Zwischen. der Klippe und dem Festlande ist eine gute Durchfahrt mit 21 bis
m Tiefe.
Die Spitzen Yungla und Gain-Mong. Die Spitze Vungla, die von einem
nach See zu steil abfallenden und 70m hohen Abhang gebildet wird, und die
Spitze Gain-Mong, die ebenfalls felsig ist, aber niedriger und die 100m seewärts
gine stets sichtbare Klippe hinausstreckt, sind die südlichen Ausläufer einer