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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

338 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1894. 
Geschwindigkeit zu beiden Seiten zunimmt mit dem Breiterwerden der Strömung, 
und die Geschwindigkeit in der Achse selbst abnimmt. Man kann aus diesen 
Aenderungen Vortheil ziehen, wenn man die Biegung der Florida-Strafse durch- 
fährt. Nach dem Aequator-Durchgang des Mondes liegt der stärkste Strom auf 
der Höhe der Fowey-Felsen, 11 Sm vom Lande ab, aber nach der gröfsten Ab- 
weichung des Mondes wird ein Schiff fast dieselbe Geschwindigkeit in 6 bis 7 Sm 
Abstand finden, 
Es besteht eine tägliche Aenderung in der Geschwindigkeit, die zeitweilig 
mehr als 2 Knoten ausmacht. Die gröfste Geschwindigkeit tritt jeden Tag wie 
folgt auf: In der Strafse von Yukatan 10 Stunden vor dem oberen Meridian- 
Durchgang des Mondes. Auf der Höhe von Havana 9 Stunden 24 Minuten 
vorher und auf der der Fowey-Felsen 9 Stunden vorher. Eine Zunahme der 
Geschwindigkeit tritt auch ungefähr ebenso lange Zeit vor dem unteren Durch- 
gang des Mondes auf, aber sie ist gewöhnlich sehr gering und nicht deutlich 
ausgeprägt. Der Kapitän eines südwärts bestimmten Schiffes, der den Golfstrom 
in der Strafse von Florida durchsegeln will, erreicht seinen Zweck am schnellsten, 
wenn er seine Zeit so bemifst, daß er die Achse der Strömung drei bis vier 
Stunden vor dem unteren Meridian-Durchgange des Mondes erreicht, denn dann 
ist der Strom am schwächsten. Dies ist besonders anzurathen gerade nach der 
höchsten Abweichung des Mondes, wenn sich die starke Strömung der Achse aus- 
gebreitet hat und sich am weitesten nach der Küste von Florida hin erstreckt. 
Die charakteristischen Merkmale der verschiedenen Theile des Golfstromes 
vom Karaibischen Meere bis zum Kap Hatteras sind folgende: 
In der Strafse von Yukatan führt die Hauptmasse der Strömung in den 
Golf von Mexiko durch den westlichen Theil der Strafse, mit der gröfsten Ge- 
schwindigkeit zwischen 25 bis 45 Sm Abstand von den Contoy-Inseln, Yukatan. 
An der Ostseite, innerhalb 20 oder 30 Sm Abstand von Kap San Antonio, be- 
findet sich eine veränderliche Zone, in der die Strömung nach hoher Abweichung 
des Mondes rücklaufend in das Karaibische Meer hineingeht, während sie nach 
dem Aequator-Durchgang des Mondes in die Strafse von Florida hineinsetzt. 
Quer über den westlichen Eingang der Strafßse von Florida, auf einer 
Linie 60 Sm östlich vom Meridian des Kaps San Antonio, wird dieselbe rück- 
laufende Strömung bemerkt, d. h. längs der Küste von Kuba setzt hier der Strom 
nach dem Karaibischen Meere hin nach hoher Abweichung des Mondes und nach 
Havana hin nach niedriger Abweichung. Die Hauptstärke der Strömung liegt 
in diesem Schnitt auf der Nordseite, 20 oder 30 Sm aufserhalb der 100 Faden-Linie, 
wo die Strömung zu allen Zeiten nach der südlichen Seite der Straße gerichtet 
ist, oder auf den Ort der Achse nördlich von Havana. 
Zwischen Key West und Havana ist die Strömung veränderlich an der 
nördlichen Seite auf einer Strecke von 20 oder 25 Sm. Dies ist ein Theil der 
neutralen Zone, deren Anfang, wie schon bemerkt, etwa bei „The Elbow“ in der 
Nähe des Carysfort-Riff-Leuchtthurms liegt und die allmählich mit zunehmender 
Länge breiter wird. Ihre Breite ändert sich unter normalen Verhältnissen des 
Barometers ete. in der Weise, dafs sie nach hoher Abweichung des Mondes 
schmal ist, breit nach niedriger Abweichung. Unter den erwähnten Bedingungen, 
bei grofser Breitenausdehnung des starken Stromes erstreckt er sich weiter nach 
Norden, greift in die neutrale Zone hinein und macht sie schmaler. 
Ein unter mittleren Verhältnissen die Strecke zwischen Key West und 
Havana durchsegelndes Schiff wird von Hafen zu Hafen einen ziemlich richtigen 
Kurs innehalten, wenn es für jede Stunde der Ueberfahrt 1,1 Sm Strom rechnet. 
Beim Fowey-Felsen-Leuchtthurm ist die Achse etwa 11 Sm vom Lande 
entfernt, aber nach hoher Abweichung des Mondes wird ein starker Strom 6 oder 
7 Sm vom Lande ab gefunden; wenn man also um diese Zeit nach Norden will, 
ist es beim Umfahren der Riffe nicht rathsam, so weit wie die Achse der Strömung 
vom Lande zu bleiben, denn der geringe Vortheil, den man durch den Unter- 
schied in der Strömung gewinnt, geht mehr als verloren durch den weiteren 
Weg. Doch sollte ein Schiff nach niedriger Abweichung des Mondes die Fowey- 
Felsen nicht näher als in 10 Sm Abstand passiren. Von beiden Orten aus trifft 
ein Kurs, der etwa 19 Sm vom Jupiter-Leuchtthurm frei führt, die stärkste 
Strömung querab von dem Leuchtthurm.
	        
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