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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Lebedintsef: Chemische Untersuchung des Schwarzen und Azofschen Meeres, 423 
sogar quantitative Bestimmungen des Schwefelwasserstoffs im Meerwasser sich 
finden. Doch haben diese Erscheinungen mehr einen Küstencharakter. 
Wir wenden uns jetzt zu den Methoden der Aufbewahrung und Unter- 
suchung der Grundproben, deren chemische Natur in enger Beziehung steht 
mit dem Auftreten des Schwefelwasserstoffs im Wasser des Schwarzen Meeres, 
Aus Tiefen von mehr als 100 Fad. wurden die Grundproben mittelst des 
Thomson’schen Lothes gewonnen. Dieser Apparat brachte stets nur etwa 
250 bis 300 ccm Material aus der obersten Bodenschicht mit. Da es nun voll- 
kommen unmöglich war, eine ausführliche Analyse dieser Proben an Bord aus- 
zuführen, und das Hauptinteresse der Untersuchung im Nachweis der Anwesenheit 
und der Menge leicht oxydirbarer Schwefel-Verbindungen lag, gab ich mir alle 
Mühe, .den Grund in demjenigen Zustande aufzubewahren, in welchem er auf 
dem Verdeck des Schiffes ankam. Hierzu mufsten sowohl die Oxydations-Vor- 
gyänge, welche infolge der Berührung mit dem Luftsauerstoff eintreten, als auch 
die Reduktions-Processe vermieden werden, welche vielleicht durch die Lebens- 
$hätigkeit irgend welcher Bakterien sich einstellen könnten. ') 
Die vom Thomson’schen Loth heraufgebrachte Grundprobe wurde in 
eine Glasröhre gethan, die in einer Glasdüse mit Kapillare sich befand. Das 
breite Ende der Düse zog ich ebenfalls zu einer Kapillare aus, leitete alsdann 
Wasserstoff durch und schmolz endlich beide Enden zu, worauf die Kapsel noch 
bis ca 120° C erwärmt wurde. Leider konnte ich mich nicht des Kipp’schen 
Apparates bedienen, da dieser beim Sturm zerbrochen wurde, doch merkte ich 
auch beim Zuschmelzen der Kapsel unter Luftzutritt selbst einen Monat nachher 
keine Oxydations-Vorgänge. Nach meiner Rückkehr nach Odessa füllte ich die 
Kapseln mit Stickstoff, in welchem Zustande ich sie bis auf den heutigen Tag 
aufbewahre. ”) 
Sämmtliche Muster liefern bei Behandlung mit H Cl gröfsere oder kleinere 
Mengen H,S und immer sehr bedeutende Mengen CO,; in Lösung erhält man 
Eisenoxydul- und -oxyd-Verbindungen. Das Aussehen der Grundproben ist dasselbe 
wie es von Andrussof beschrieben ist, nur unweit der Küste Kleinasiens brachte 
das Loth aus einer Tiefe von 895 Fad. ganz schwarzen Schlick herauf, Der graue 
getrocknete Schlick geht übrigens bei Behandlung mit H,S in vollkommen 
schwarzen über. Eine vollständige Analyse einiger Proben wird in nächster Zeit 
abgeschlossen, wobei das Hauptaugenmerk auf die Bestimmungen .der organischen 
Substanz des Eisenoxyduls und -Oxyds der Schwefelverbindungen und des Gypses 
gewandt wird. 
Die zweite Aufgabe, welche wir zu lösen. hatten, war die Bestimmung des 
Gehaltes der Wasser des Schwarzen und Azofschen Meeres an Salzen überhaupt 
und deren einzelnen Gemengtheilen an verschiedenen Stellen und in verschiedenen 
Tiefen. 
Es galt für den Chemiker, die zahlreichen mittelbaren Bestimmungen des 
Salzes, welche‘ durch die Feststellung des specifischen Gewichts gewonnen waren, 
durch direkte Bestimmungen zu ergänzen. . 
Die Bestimmung des Gesammtgehaltes an Salzen geschieht durch die 
Verdampfung einer bekannten Menge Wassers, 
Diese Bestimmung ist an Bord nicht möglich und mufßs ‚erst nach der 
Rückkehr an Land gemacht werden... Um jedoch die Zahl der mitzunehmenden 
Wasserproben nicht allzusehr anwachsen zu lassen und zugleich diese Proben 
auf ihre Unveränderlichkeit zu kontroliren, wurde die Bestimmung des Gehaltes 
an Chlor (eigentlich an Cl --— Br + J) an Bord vorgenommen. Von den zwei 
1) Vgl. A, Werigo: „Influenee des microorganismes sur la transformation de la boue des 
limans“ (Congres international d’hydrologie et de climatologie. ‘ Biarritz, 1886, S. 165, und Ber. 
der Odessaer balneolog. Ges., Lief, III, 1885). Brussilowski: „Zur Frage über die Theilnahme 
der Mieroorganismen in der Bildung des Moorbodens der Limane. Ber. der Odessaer bulneolog. 
Ges., Lief. IV, 1890, wie auch im „Vratsh“, 1890, S. 717 (in russ. Spr.). Derselbe und N, Zelinski: 
„Ueber Schwefelwasserstoffgährung im Schwarzen Meere und den Odessaer Limanen“. Südruss, 
medicin. Zeitung, No. 18, 1893 (desgl.), 
2) Einige Muster des grauen Gründes, in Stickstoff-Atmosphäre eingeschmolzen, aber nicht 
ausreichend sterilisirt, fingen in neuester Zeit an, sich stellenweise zu schwärzen, was eben zur Ver- 
muthung einer Bakterienthätigkeit Anlals giebt,
	        
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