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Volltext: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Falmouth auf Jamaica, Westindiern. 
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sobald die bereits in Angriff genommene Eisenbahn längs der ganzen Nordküste 
und weiter nach dem Süden von Jamaica fertiggestellt und dem Betrieb übergeben 
sein wird, dürften alle Erzeugnisse des Nordens der Insel nach Kingston befördert 
werden, und dieser Platz als alleiniger Ausfuhrhafen in Frage kommen. 
Ebenso wie die Einsegelung nach Falmouth nur mit der Seebriese, ist die 
Aussegelung nur mit der Landbriese zu ermöglichen, und zwar, aus den schon 
angeführten Gründen, unter Leitung eines Lootsen. Die geeignetste Tageszeit hierfür 
sind die frühen Morgenstunden. In der Jahreszeit, in der der Wind vorherrschend 
eine nördliche Richtung hat und die Landbriese meistens nur schwach auftritt 
oder auch mehrere Tage gar nicht durchdringt, haben die Schiffe oftmals längere 
Zeit auf eine günstige Gelegenheit zum Auslaufen zu warten. Nachdem man, in 
der Absicht den Hafen zu verlassen, den Buganker gelichtet hat, mufs das Schiff 
zunächst, während es noch von seinem hinteren Anker gehalten wird, vermittelst 
eines Bugsirbuotes — als welches gewöhnlich das Lootsenboot mit vier Mann 
Besatzung dient — in die Richtung nach dem Fahrwasser der Barre gebracht 
werden. Darauf werden so viel Segel gesetzt, als bei dem vorhandenen Winde 
nöthig sind, das Schiff in Fahrt zu bringen und zu steuern, und dann. wird die 
Kette oder die Trosse geschlippt, während das Boot noch weiter zum Bugsiren 
benutzt wird. Der zurückgelassene Anker wird von anderen Bootsleuten gelichtet 
und später in See längsseits des Schiffes gebracht und übergenommen. 
Während unseres Aufenthaltes in Falmouth vom 22. August bis zum 
22, September 1890 setzte gewöhnlich um 9 Uhr vormittags die Seebriese aus 
NE bis ENE ein, erreichte ihre größte Stärke, 4 bis 5, um 1 bis 2 Uhr nachmittags 
und flaute dann langsam wieder ab. Die Landbriese, welche häufig von Regen- 
schauern begleitet war, begann gewöhnlich schon vor Sonnenuntergang. 
Die Stadt wird durch eine Leitung mit dem schönsten Quellwasser von 
den hohen Bergen aus versorgt. Diese Leitung ist bis zum Hafen geführt und 
gestattet, dals man mit der gröfsten Bequemlichkeit die Wasserfässer in dem 
Boot voll laufen lassen kann. Der für das Wasser zu zahlende Preis, welcher 
mit zu den Hafenabgaben gerechnet wird, ist ziemlich hoch, mufs aber bezahlt 
werden, gleichviel ob Wasser eingenommen wird oder nicht. Für „Albert 
Reimann“, ein Schiff von 324 Registertonnen Gröfse, belief sich diese Abgabe 
auf 3 Lstr. 7 sh. 6 d. 
Der Ballast mufs in ein Boot gelöscht und aus diesem auf dem Riff über 
Bord geworfen werden. Die hieraus erwachsenden Kosten belaufen sich auf 1 sh. 
6 d. die Tonne, 
Da es sich häufig ereignet, daß von Osten kommende Schiffe infolge der 
Einförmigkeit der Küste bei Falmouth vorbeilaufen und ihren Irrthum erst ent- 
decken, wenn sie die Spitze Montego erreicht haben, so sollte darauf Bedacht 
genommen werden, dafs. die an der Westseite der Bai gelegene Stadt sich durch 
die hervorragende Kirche und andere höhere weifsgelb gestrichene Gebäude 
erkennbar macht. Aufserdem befindet sich an der Südseite der Bai eine weißs- 
gestrichene Bake für die Kinsegelung über die Barre, welche in einer Entfernung 
von 5 bis 6 Sm sichtbar ist. 
Notizen. 
1. Grofser Tintenfisch. In dem meteorologischen Journal der Bark 
„Juli Teodoro“, Kapt. A. Schultz, findet sich unter dem 24, April 1891 aus 
32° 12‘ N-Br und 42° 32‘ W-Lg folgende Aufzeichnung: 
„Die ganze Meeresoberfläche war mit der gemeinen Seeblase (auch 
„Spanische Beidemwinder“ oder „portugiesisches Kriegsschiff“ genannt, Physalia) 
übersäet. Am Nachmittage fingen wir ein merkwürdiges polypenartiges Thier. 
Dasselbe war mit einer rothbraunen Haut bedeckt, hatte fünf Fangarme, deren 
untere Seite mit zwei Reihen Krallen, ähnlich denen eines Vogels, versehen 
waren, und ziemlich versteckt am Körper ein Gebilde von der Form eines 
Papageienschnabels von bernsteingelber Farbe, welches in einem Knorpel endigte. 
Die gröfste Spannweite von dem Ende eines bis zu dem eines anderen Fangarmes 
betrug 1,2 m = 4 Fuß, — In dem „Report on Fish and Fisheries“ finde ich die 
Abbildung eines ganz ähnlichen Thieres, welchem der zoologische Name „Astronix 
Lovenili“ beigelegt ist.“ ;
	        
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