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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 21 (1893)

Notizen, 
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Der weiße Ballon konnte beim Aufstieg in der ungewöhnlich klaren Luft 
34 Stunde lang, also bis zu den höchsten Höhen, von Einzelnen mit freiem Auge 
verfolgt werden; er erschien etwa wie die Venus, wenn sie am hellen Tage 
sichtbar ist, und hätte leicht durch ein Fernrohr mikrometrisch beobachtet werden 
können, um seine Entfernung genau festzustellen. Man sah den Ballon sich 
zuerst nach NW, dann allmählich nach West wenden und zuletzt gegen Osten. 
Die Wetterkarte zeigt, dafs Paris in einem Hochdruckgebiet lag, dessen Centrum 
an der belgischen Grenze sich befand. Der Abstieg fand so langsam statt, dafs 
die Einwohner von Joigny den Ballon !/« Stunde vor dessen Landung, aus NW 
herankommend, sehen konnten. Dieser günstige Umstand, welcher tür den Erfolg 
des Versuches sehr wesentlich ist, wird von Hermite dem Bau des Ballons zu- 
geschrieben: er hatte Kugelform, war vollständig mit Gas gefüllt und trug unten 
ein 30 cm weites offenes Anhängsel, durch welches beim Aufstieg das Gas heraus- 
und beim Abstieg die Luft hineindrang. 
Das Thermometer zeigte als niedrigste Temperatur 51° C unter dem Ge- 
frierpunkt in einer Höhe von 12500 m, während unten -}- 17° C_beobachtet 
wurden; dies giebt eine Temperaturabnahme von 0,54° auf 100 m. Ueber diese 
Höhe hinaus zeigten die Kurven der Temperatur und des Luftdrucks eine Unter- 
brechung infolge des Gefrierens der Flüssigkeit in den Registrirfedern. Bei 
sinem Luftdruck von 103 mm, also in einer ungefähren Höhe von 16 000 m, be- 
yinnen die Kurven wieder, und zwar zeigt der Thermograph nun nur — 21° C. 
Hermite nimmt selbst an, dal diese Erwärmung nur durch die Wirkung der 
Sonnenstrahlen auf den Korb bedingt war, in welchem die Instrumente sich be- 
fanden. Hierzu stimmt auch der Umstand, dafs dort, wo der Ballon und mit ihm 
die Instrumente mit der starken vertikalen Geschwindigkeit von 8 m p. s. die 
Luft durcheilten, eine so niedrige Temperatur gemessen wurde, während in der 
Maximalhöhe von 16 000 m, in welcher der Ballon mehrere Stunden verblieb und 
also keinem Luftwechsel unterworfen war, eine Erwärmung von 30° durch 
Strahlung eintrat. . Man wird also wohl auch in Paris dahin kommen, einer 
Temperaturmessung im Ballon ohne kräftige künstliche Lufterneuerung durch 
Rotation oder noch besser Aspiration nur geringen Werth beizumessen, In 
Berlin ist bekanntlich neuerdings diese Frage durch Prof. Dr. Assmann und 
den Verein zur Förderung der Luftschiffahrt mit bestem Erfolge angegriffen worden. 
Dafs der Ballon, der nach seinem Gewicht höchstens bis 13 500 m hätte 
steigen können, die unverhofft grofse Höhe von 16 000 m erreichte, ist seiner 
Erwärmung über die Temperatur der umgebenden Luft durch die starke Sonnen- 
ztrahlung jener Höhen zuzuschreiben, infolge deren der Ballon als „Montgolfiere“ 
sich verhielt. 
Eine Vorrichtung war an dem Ballon angebracht, welche durch Ver- 
brennung einer Zündschnur in der Höhe allmählich 600 Fragekarten ausstreuen 
zollte. Allein die Letztere ist oben bald erloschen, wie Hermite meint, aus 
Mangel an Sauerstoff. 
Der Versuch, Nachrichten aus dem Menschen ewig unerreichbaren Höhen 
der Atmosphäre mittels Ballons zu erlangen, ist jedenfalls hiermit als gelungen 
zu betrachten und wird gewifßs mit steigendem Erfolg wiederholt werden. 
2. Glättung der Meereswellen durch Seifenwasser. Seit der Druck- 
legung des Aufsatzes im Aprilheft dieser Annalen hat Prof. Köppen eine grofse 
Zahl von Versuchen über Wellenberuhigung durch Seifenwasser angestellt, sowohl 
auf Teichen und Flüssen, als insbesondere auch auf der offenen Nordsee während 
giner Untersuchungsfahrt vom 9. bis 14. Juli mit dem hamburgischen Lootsen- 
sehoner No. 2. Das Ergebnifs ist, daß Lösungen von zwei oder mehr Theilen 
Seife auf 100 Theile Wasser in der That sowohl auf frischem, als auf Salzwasser 
an glättender Wirkung mindestens dasselbe leisten, wie die besten Oele; Lösungen 
von 1 oder nur !/%o Seife geben eine zwar deutlich erkennbare, aber nur sehr 
kurzdauernde Wirkung, solche von !/:°%/o nur noch sehr undeutliche; es sind also, 
entgegen dem, was man nach den Bestimmungen von Prof. Quincke vermuthen 
mußte, so schwache Lösungen nicht mehr anwendbar. 
Um die Wirkung kennen zu lernen, thut man gut, einige Versuche ab- 
wechselnd mit Seife und mit Oel, gelegentlich auch mit Seife, der etwas Oel 
oder Petroleum beigemischt ist, auszuführen. Es wird sich bald zeigen, dafs, wo
	        
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