180 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1893.
Reykjavik angelaufen hatte, um Nachricht zu geben. An der Westseite wurden
nacheinander Dyrefjord, Onundarfjord, Jisefjord besucht, KEismassen versperrten
das Nordkap; die „Manche“ ging möglichst weit hinauf, um die Kante des festen
Eises festzustellen und für die Zukunft Erfahrungen zu sammeln. Rückkehrend
wurden nochmals Dyrefjord und Patrixfjord besucht und am 12. Juni in Reykjavik
eingelaufen. Dort erhielt die „Manche“ den ausführlichen Befehl wegen der
Forschungen, die im Eismeer gemacht werden sollten.
Da die isländische Hauptstadt nicht wieder angelaufen werden sollte, so
wurden alle Angelegenheiten des Stationsdienstes geregelt; dann ging die
„Manche“ am 20, Juni nach der Ostküste ab, im Glauben, nunmehr die Dün-
kirchener Fischer dort zu treffen. Immer noch machte das Eis diese Gegend
unzugänglich. Nach mehrtägigem Kreuzen vor der Eiskante sah man, dafs kleine
Fischerfahrzeuge dort waren, und segelte deshalb am 25. nach den Faeröern;
hier ankerte die „Manche“ an verschiedenen Stellen, im Fugloefjord, in Thorshavn,
Westmanhavn und Vaag,
Am 8, Juli wurde wieder in See gegangen und am 11. in Leith geankert,
am neuen Proviant und die Mitglieder der wissenschaftlichen Sendung an Bord
zu nehmen. Diese waren der Professor Pouchet vom Pariser Museum, der
österreichische Linienschiffslieutenant August Gratzl und die Herren Charles
Rabot und Pettit.
Am 20. Juli lief die „Manche“ von Leith aus und erreichte die Insel Jan
Mayen am 26. abends nach sehr guter Ueberfahrt. Man hatte nicht den graden‘
Kurs dorthin genommen, sondern war im Gebiete der höchsten Wassertemperatur
so lange nordwärts gelaufen, bis man das Gebiet kälteren Wassers auf seiner
geringsten Breite schneiden konnte. Die Annäherung an die Insel auf gradem
Kurse ist häufig der grofsen Eismassen wegen schwierig. Die auf der „Manche‘
beobachteten Wassertemperaturen stimmten genau mit der Karte des berühmten
Hydrographen Prof. Mohn überein. Dieselbe Methode wurde später bei der
Ueberfahrt von Jan Mayen nach Spitzbergen angewendet. In beiden Fällen
durfte nach der Karte kein Eis getroffen werden, und es wurde auch thatsächlich
keins angetroffen.
Am 27. wurde in der Bai Mary-Muss geankert, vor den Häusern der alten
österreichischen Polarexpedition. Lieutenant Gratzl landete hier mit einem
Pendelapparat und bestimmte am Orte der Station während des Tages die
Fallbeschleunigung in 71° N-Br und 11m Höhe über dem Meere zu 9,82345.
Während des 28. wurde eine Rundfahrt um die Insel gemacht und am Nach-
mittage am Südende, in der Bucht Bois Flotte, geankert; leider verbot die heftige
Brandung das Landen. Neue geographische Beobachtungen wurden nicht
gemacht, dagegen konnte festgestellt werden, dafs die von der österreichischen
Sendung aufgenommenen Karten so genau und vollständig sind, wie man es nur
wünschen kann; daher ist die Seefahrt an der Küste der Insel ganz so, als wenn
man in einer vielbefahrenen Gegend sich befände,
Am Abend des 28. wurden Segel gesetzt und wurde Kurs nach Spitzbergen
genommen; nach einer günstigen, etwas nebligen Ueberfahrt kamen diese Inseln
um 11% am Abend des 31. Juli in Sicht. Am 1. August 4*a ankerte die
„Manche“ in der Recherche-Bai, im Süden des grofsen Bell-Sundes. Die Karten
dieser Gegend von Spitzbergen zeigten keineswegs die Genauigkeit jener von
Jan Mayen. Es war geradezu erstaunlich, dafs die so oft schon besuchten und
auch vermessenen Küstengegenden so sehr ungenau in die Karten eingetragen
sind. So viel in der kurzen Zeit sich thun ließ, geschah von der „Manche“,
am bessere Aufnahmen zu machen. Alle Ankerplätze wurden durch Triangulation
genau aufgenommen, die langen Küstenstrecken wurden unter Dampf durch
„fying survey‘ bestimmt. Einige Seitenthäler wurden von Land aus mittelst des
Kompasses aufgenommen, so das Innere der Sassen Borg. Am 4. August dampfte
die „Manche“ in die Advent-Bucht im Icefjord, die an demselben Tage erreicht
wurde. Am 6. wurde in die Sassen-Bai gelaufen; im Innern dieses Golfes wurden
der Linienschiffsfähnrich Lancelin und Herr Rabot gelandet, die einen vier-
tägigen Erforschungsmarsch in das Innere der Insel machen sollten. Abends
ankerte die „Manche“ in einer vorzüglichen Bucht innerhalb der Klaas-Billen-
Bai, nicht weit vom Skaasberg; Kapt. Bienaime gab dieser kleinen Bucht den
Namen Manche-Bucht. Inzwischen war Lieut. Gratzl mit seinem Pendelapparat