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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1893.
Schreibweise geographischer Namen.
Durch eine vom Auswärtigen Amt berufene Kommission «von Sachver-
ständigen sind nachstehende Grundsätze einer einheitlichen Schreib- und Sprech-
weise der geographischen Namen in den deutschen Schutzgebieten festgestellt
worden, welche die Genehmigung des Herrn Reichskanzlers gefunden haben.
Dieselben werden auch in den nautischen Publikationen des Hydrographischen
Amts des Reichs-Marine-Amts in Zukunft als Richtschnur dienen und treten an
die Stelle der bisherigen, in den „Nachrichten für Seefahrer“ 1888, Seite 624,
and in den „Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie“ 1888,
Seite 543, veröffentlichten Grundsätze, mit welchen sie im Wesentlichen über-
einstimmen.
„Bei geographischen Bezeichnungen, welche aus europäischen Sprachen ent-
nommen sind oder von Eigennamen herrühren, verbleibt es bei der ursprüng-
lichen Schreibweise. Europäischen Sprachen entnommene allgemeine geographische
Bezeichnungen wie Berg, Fluß, See, Dorf, Stadt u. 8. w. sind in der Regel
Jeutsch wiederzugeben.
Im Uebrigen gelten für die Schreib- und Sprechweise der geographischen
Namen in den deutschen Schutzgebieten folgende Regeln:
I]. Die Schrift hat den Wortlaut so genau wiederzugeben, wie dies mit
einfachen. Schriftzeichen möglich ist.
Il. Selbstlauter (Vokale) und Doppellauter (Diphthonge) werden so ge-
zchrieben, wie sie in der deutschen Sprache klingen.
Für eu, oi und oy wird nur oi, für ai, ay, ei, ey nur ai gesetzt.
Die Reihe der Selbstlauter und Doppellauter ist danach folgende:
a, e, i, o, u, ä, ö, ü, ol, al, au.
Selbstlauter werden doppelt geschrieben, wenn sie getrennt ausgesprochen
werden. Werden Doppellauter getrennt ausgesprochen, so wird einer derselben
mit einem Trema (-.) bezeichnet.
Besondere Dehnung eines Selbstlauters wird durch den Circumflex be-
zeichnet (z. B. Saläm!).
{IL Für die Mitlauter (Konsonanten) gelten folgende Regeln:
1. Zusammengesetzte Mitlauter werden in ihre Bestandtheile aufgelöst:
x = ks (Aksim, Luksor), z und © == ts (Boritsü, Tsawo).
2, Genau wie im Deutschen werden gebraucht:
b, d, f, g, bh, k, 1, m, 2, p, nt
3. y tritt an die Stelle des deutschen j (Bagamoyo, Yola, Yokohama).
4. } entspricht dem französischen j (Jiru, Jebu), dj dem englischen j (fran-
zösisch dj) (Rufidji, Liwindji).
5. sh entspricht dem deutschen sch (Moshi, Shamba), tsh dem deutschen
tsch (englisch ch, französisch tch) (Tshama-See, Tshifu).
6. v entspricht dem deutschen w (Usavara), w dem englischen w (Mandwa),
kw dem deutschen qu (Akwa, Sekwani).
7. kh entspricht dem deutschen gutturalen ch (Khutu), gh*) demselben Laut,
jedoch weicher ausgesprochen (Maghera, GChasäl), kk dem deutschen ck (Sekka).
8. s (I) behält den Werth des deutschen | (Kirangosi), 5 tritt ein für das
deutsche £ am Anfang einer Silbe (Nyasa).
9, ts entspricht dem deutschen z und weichen c (Tsili, Tsabogida).
Als entbehrlich werden danach ausgeschieden die deutschen Schriftzeichen:
o (= ts oder k),
ck (= kk}),
ch,
sch und tsch (= sh und tsh),
qu (= kw), x (= ks),
ph, insofern es wie f ausgesprochen wird,
zZ (= ts).
Y
Y
Die Beispiele sind von der Redaktion der „Nachrichten für Seefahrer“ hinzugefügt.
Es ist das Zungen-r gemeint.
Entspricht auch dem sogen. Zäpfchen-r.