108 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1893.
Februar waren es 140 Stunden mit einigen halbbedeckten Tagen und im März
166 Stunden mit ziemlich klarem Himmel, obwohl Winde aus SW bliesen,
Die mittlere Temperatur des Meerwassers war -+- 4,8°.
Gewitter sind unbekannt; sie wurden nie beobachtet, selbst wenn der
Himmel noch so gräulich aussah; weder Blitzschlag noch Wetterleuchten, nur
das Dröhnen, des Donners wurde ein einziges Mal gehört.
Erdmagnetismus: Die Deklination der Magnetnadel wurde zu 18° 30‘
Ost bestimmt, deren jährliche Abnahme zu ungefähr 4‘.
Ebbe und Fluth. Die Richtung der Ströme, ihre Kraft und die Höhe
der Fluth waren uns ein Objekt eifriger Beobachtung; jede halbe Stunde wurde
an Bord eine Lothung mit peinlicher Genauigkeit ausgeführt. Leider war es
uns nicht möglich, einen Fluthmesser am Ufer aufzustellen, weil die Brandung
es verhinderte. Wir bestimmten aus dem Mittel von 40 Beobachtungen die
Hafenzeit zu 7" 30". Die Wasser heben sich bei Syzygien 36 Fufls über das
Niveau der tiefsten Niedrigwasser und 38 Fufs bei den Quadraturen. Die Ströme
haben bei Fluth und Ebbe gleiche Kraft und haben in der Bucht eine stündliche
Geschwindigkeit von 1'/2—2 Meilen, Die Fluth läuft beim Ankommen in süd-
westlicher Richtung, nimmt aber dann eine Richtung parallel mit der Küste an;
umgekehrt die Ebbe.
Es wurde beobachtet, dafs die Fluthen, welche abends kommen, immer be-
deutender sind als die am Morgen kommenden, und zwar in allen Theilen des
Monats; aber die starken Winde von SW und Nord bewirken Unregelmäfsigkeiten
in Dauer und Höhe derselben, indem sie durch dieselben in ihrem Ankommen oder
Zurücktreten verfrüht oder verspätet werden.
Lothungen. Wegen des stürmischen Wetters konnten wir nicht mehr als
300 Lothungen ausführen, welche sich über den ganzen Umfang der Bucht ver-
theilen. Ihr Grund ist fast durchweg von feinem Sande gebildet und läuft stufen-
weise von Ost gegen West bis er in einer grofsen thonigen Bank endet, welche
das Niedrigwasser vollkommen freilegt und welche in dringenden Fällen günstige
Bedingungen zur Reinigung des Schiffsbodens bietet, wenn nämlich die mittlere
Höhe der Fluth 32 Fufs erreicht und das Hochwasser sie so bedeckt, dafs das
Schiff wieder flott wird.
Die gröfste Tiefe findet sich nicht am Eingange, sondern im nördlichen
Theile desselben am äufsersten Ende von Punta de Arenas, und in einer Entfernung
von nicht mehr als einer halben Kabellänge hat man 35m bei Niedrigwasser ge-
funden, von wo aus sich die Tiefe regelmäfsig verkleinert, so daß man sich bei
Windstille bis auf 30 m ohne Gefahr dieser Küste nähern kann.
Man findet weder Riffe noch Untiefen, ausgenommen am Kap San Se-
bastian, welches eine Klippe aussendet, die mit Algen bewachsen ist und nur in
nächster Nähe des Landes vier Stunden nach Hochwasser sichtbar wird, während
die am weitesten hervorstehenden Riffe sich vom Kap 25 Kabllg. weit erstrecken
und den Schiffer nöthigen, 3 Meilen Umweg zu machen,
Bei heftigen Südwinden findet man grofse Massen von Algen über die
Bucht verbreitet; aber man mufs nicht glauben, dafs dieselben seichten Grund
haben; es sind Algen, die durch den Einflufs des Windes und der Wogen der
Richtung der Strömungen folgen. An windstillen Tagen haben wir ein Auf-
brausen des Meeres wahrnehmen können im ganzen Umfange der Einfahrt in-
folge der Gegenströmungen, welche sich bilden und die eine Linie von Nord nach
Süd bilden, die eine Bank zu verstecken scheinen oder auf seichten Grund schließen
lassen; es sind aber schwache, wirbelnde Strömungen ohne Bedeutung, die trotz
ihres gefährlichen Aussehens ohne Umstände befahren werden können.
Ankergrund. Der Ankergrund, welchen der „Villarino“ während unseres
Aufenthaltes eingenommen hat, ist in nächster Nähe einer Vertiefung, die un-
zweifelhaft durch die beständigen Strömungen hervorgebracht wurde. Sie ist vom
Ufer ungefähr 1500 m”entfernt, wo das Loth 7—8 Faden anzeigt; gleich daneben
findet man 18 und 19 Faden, und in einer Entfernung von 4 Kabilg, vermindert
sich die Tiefe wieder.
Bei Nordnordwest- und Nordostwinden ist dieser Punkt ohne Zweifel als
Ankerplatz der geeignetste, besonders wenn es sich um Löschen und Laden handelt;
aber wenn der herrschende Wind von SW oder Süden kommt und man in der Bucht
Schutz vor schlechten Wetter sucht, muß man den südwestlichen Theil auf-