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Full text: 24, 1901

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1901 No. 1 — 
liat, wie in Abschnitt 1 gesagt ist, einen Original-Drachen dieses Modells aus Washington verschrieben und 
zu den meisten ihrer Drachenaufstiege verwendet, wobei allerdings nach und nach die meisten Stäbe des 
Gestells zerbrochen und durch neue ersetzt worden sind, das Zeug aber bis vor kurzem fast unbeschädigt 
gebheben ist, ebenso alle Spanndrähte und die Mehrzahl der Verbindungsbleche. 
Fig. II, Tafel 2, giebt die Ansicht dieses Drachens. Man erkennt, dass er in der vorderen Zelle 3, in 
der hinteren 2 Tragflächen besitzt; dabei ist die Breite des Drachens ungewöhnlich gross, ebenso gross, wie 
seine Länge. Das Prinzip dieser Bauart ist durchaus rationell; da die Hubkraft der Drachenfläche von 
deren vorderem zum hinteren Rande schnell abnimmt, so ist es vortheilhaft, so viel Vorderrand zu haben, 
als sich mit der Stabilität verträgt, während das Hinterende des Drachens, das die meiste Steuerwirkung 
ausübt, in der Grösse seiner vertikalen Flächen dem vorderen mindestens gleichkommen soll; die durch die 
Zwischenfläche der Vorderzelle nothwendig gemachte grosse Tiefe des Drachens liefert naturgemäss auch 
grosse hintere Steuerflächen. Die nur durch diese eigenthümliclie Anordnung der Flächen erklärliche Lage 
der Haupt-Fesselungsstelle am vorderen Rande des ganzen Drachens bedingt zugleich manche Vortheile in 
der Anordnung der Drachen. Seltsamerweise scheint diese Fesselungsstelle durch die absolute Grösse des 
Drachens beeinflusst zu sein, denn eine verkleinerte Kopie desselben, bei der Breite, Länge und Tiefen 60% 
von den Maassen des grossen Drachens erhielten, muss trotz seiner 5 Tragflächen, ebenso wie die vier 
flächigen, am hinteren Rande der Vorderzelle gefesselt werden, um richtig zu fliegen, und nicht an deren 
Vorderrande. Allerdings ist das Gerüst der Hinterzelle in diesem kleinen Drachen einfacher, als im grossen, 
und der Schwerpunkt etwas weiter nach vorn verschoben, aber es ist nicht ersichtlich, wie dieses eine so 
bedeutende Aenderung der Anheftungsstelle der Leine bedingen kann. Ausserdem fliegt der Drache, so 
weit er bis jetzt probirt ist, unter einem Höhenwinkel von nur 40°—50°, statt 50° — 65°, wie der grosse. 
Es ist zu bedauern, dass Prof. Marvin seine vortrefflichen theoretischen Betrachtungen über den Drachen 
flug nicht durch eine Theorie seines fünfflächigen Drachens vervollständigt hat. 
In der Handhabung dieses Drachens bin ich insofern von Marvin abgewichen, als ich die Zerreiss-Bucht 
durch eine elastische Bucht ersetzt habe (vergl. Abschnitt 6) und je länger je mehr dazu übergegangen bin, 
an seinem Rücken die Leine eines zweiten, kleineren Drachens zu befestigen, der früher aufgelassen wird, 
den grossen, mit dem Iiegistrir-Instrument beschwerten Drachen anhebt und ihn beim Landen sanft nieder 
lässt (vergl. Abschnitt 7). 
Die Querschnitte der zum Bau eines Marvin-Draclien von 6 l /s qm erforderlichen Stäbe sind in Fig. 49 
in natürlicher Grösse dargestellt, und zwar für 1, 2, 4 und 6 des folgenden Verzeichnisses in Fig. 49 c, für 
5 in Fig. 49d, für 3 in Fig. 49e. Es sind dies die folgenden Stäbe: 
A) für die 4 Rahmen: 
1) 8 Querstäbe von 200 cm Länge; 
2) 12 starke Streben von 80.2 cm Länge; 
3) dünne Stöcke für das innere Gerüst, und zwar 2 ganze Querstäbe von 196 cm Länge, 
4 halbe von 98 cm, 8 Streben von 80.2 cm. 
Der Bau des Drachens beginnt damit, dass die genannten Leisten zu vier Rahmen verbunden werden 
vermittels der sogleich zu beschreibenden Bleche und Laschungen, und die im voraus in richtiger Länge 
hergestellten, an jedem Ende mit einem Auge versehenen stählernen Spanndrähte an ihre Plätze gebracht 
werden. Alsdann werden die Längsstäbe eingesetzt, und das Gerüst ist fertig; 
B) Längsstäbe: 
4) die 4 Kantstäbe von 202 cm Länge; 
5) die 2 starken Mittelstäbe von 229 cm und 224 cm Länge; endlich 
6) 3 Spreizstäbe für die Mittelfläche der Vorderzelle, Querschnitt wie der der Streben 2, 
Länge 61 cm. 
Ein sehr wesentlicher Vortheil dieses Drachens liegt in seiner leichten Reparatur bei Havarien, die 
eine Folge davon ist, dass in seinen eigenthümlich geformten Winkelblechen die Spanndrähte mittels Stiften 
und die Längsleisten mittels Schrauben befestigt sind, die beide leicht herauszunehmen sind. Fig. 37 zeigt 
den Querschnitt einer solchen Verbindung, a ist eine Längsleiste, b eine Querleiste, c eine Strebe, dd Spann 
drähte, ee und ee die erwähnten Winkelbleche, ff Schrauben, unter deren Köpfen Bleche zum Schutz des
	        
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