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Full text: 12, 1889

Zwölfter Jahres-Bericlit der Direktion. 
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Eine Bestimmung der erdmagnetischen Elemente an einem eisenfreien Orte ausserhalb der Stadt 
wurde, wie alljährlich, auch im Berichts-Jahre an der Station am Diebsteich, und zwar am 30. August 
ausgeführt. Dieselbe nahm die Zeit von 6 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags in Anspruch. 
Von einer Besichtigung der Werkstätten hiesiger Optiker und Mechaniker wurde in diesem Kursus 
Abstand genommen, da die einzelnen Theilnehmer schon an ihren bisherigen Aufenthaltsorten mehrfach 
Gelegenheit gefunden hatten, in derartigen Instituten zu verkehren. Ein Nachmittag wurde aber der Be 
sichtigung der Werkstatt eines hiesigen Cbronometermachers gewidmet, welcher in zuvorkommendster Weise; 
die von ihm angewandten Methoden der Herstellung von Chronometern und ihrer Regulirung vorführte. 
Es ist in dem zur Berichterstattung vorliegenden Kursus mit Rücksicht auf die Individualität der 
Theilnehmer vom Lehrplane der früheren Kurse etwas abgewichen worden. So wurde z. B. beim Unterricht 
in der reinen Mathematik weniger auf die Absolvirung des früher vorgesteckten Pensums gesehen, als 
darauf, die Methode eines exakten mathematischen Studiums vorzuführen. Andererseits ist in diesem 
Kursus ein grösseres Gewicht auf den Unterricht in geographischen und magnetischen Ortsbestimmungen 
gelegt worden, als früher der Fall war. Es geschah das mit besonderer Rücksicht auf den Umstand, dass 
mit der Entwickelung der Deutschen Kolonial-Unternehmungen Fragen über Ortsbestimmungs-Methoden und 
deren praktische Durchführbarkeit mehr als früher an berufene Personen, zu welchen auch die Navigations 
lehrer zu rechnen sind, herantreten werden.' 
Es verdient noch der Erwähnung, dass in den Tagen vom 20. bis 30. August Herr Dr. Schumacher, 
Reallehrer zu Neustadt a/Haardt bei einigen Vorträgen über Ortsbestimmungen hospitirte und an den 
praktischen Uebungen sich betheiligte. 
Wiederum hat sich in diesem Kursus, wie stets in den früheren, gezeigt, dass die Anforderungen, 
welche an die einzelnen Lehrer, und namentlich an den Hauptlehrer gestellt werden, zu grosse sind, und 
dass darunter der Zweck des Kursus im Allgemeinen leiden muss. Nur wenn zwei Lehrer lediglich den 
Zwecken des Kursus sich widmen können, kann den Zielen desselben entsprochen werden und in vollem 
Maasse auch nur dann, wenn entweder die Dauer des Kursus vergrossert, oder aber wenn ein bestimmtes 
Maass von Vorkenntnissen von den Theilnehmern verlangt wird. — Dieser von der Direktion der Seewarte 
vom Anfänge an vertretene Standpunkt muss schon aus dem Grunde wiederholt betont werden, damit nicht 
etwaige Vorwürfe wegen nicht völlig zweckentsprechender Leistungen der Kurse die Direktion treffen können. 
Auch ausserhalb des Zeitraums für den Lehrkursus für Navigationsschul-Aspiranten wurde der Haupt 
lehrer Eylert während des Berichts-Jahres mehrfach behufs Unterrichtsertheilung in Anspruch genommen. 
Es erhielten die Kapitaine Kühl, Früdden in den Monaten Januar bis März, sowie die Kapitaine 
Dinse, Jörgensen und Buschenhenke in den Monaten November und Dezember im Ganzen 75 Unter 
richtsstunden üb'er die Lehre von der Deviation des Kompasses. Im November begann Herr A. Stucken 
aus Bremen ein eingehenderes Studium in der Lehre von den geographischen Ortsbestimmungen zu dem 
Zwecke, einer beabsichtigten Expedition nach Syrien als astronomischer Beobachter sich anzuschliessen. 
Durch eine Erkrankung des Herrn Stucken musste der Unterricht nach 28 Stunden abgebrochen werden 
und fand erst im folgenden Jahre seine Fortsetzung. 
Die wissenschaftlichen Kolloquien. Die Anzahl der einzelnen Kolloquien ist im Jahre 1889 bedingt 
durch verschiedene Zeitverhältnisse und Umstände, wenn verglichen mit früheren Jahren, keine sehr grosse 
gewesen. Vom 4. Juni bis 8. Oktober mussten die Versammlungen zum Theil wegen der zur Zeit statt 
findenden Industrie- und Gewerbe-Ausstellung ausfallen. Auch in diesem Jahre betheiligte sich eine grössere 
Anzahl jüngerer Gelehrten, die mit der Seewarte in keiner direkten Beziehung stehen, an den Kolloquien 
und Diskussionen. Im Ganzen betheiligten sich an den 17 im Laufe des Jahres stattgehabten Sitzungen 
257 Herren, so dass jede Sitzung im Mittel von etwa 15 Theilnehmern besucht war. Die niedrigste Zahl 
der Theilnehmer war 10, die höchste 23.
	        
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