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Full text: Jahresbericht 1873

den kleinen Fahrzeugen, ihren kostspieligen Ausrüstungen, und verhältnissmässig 
zahlreichen Besatzungen gefährlich werden können, und wird deshalb dort den 
Sturmwarnungen eine allgemeine Aufmerksamkeit zugewandt. Zugleich können 
dort gehisste Signale der Eider- und der Wattschifffahrt nützlich werden. Endlich 
haben angestellte Bundfragen ergehen, dass es räthlich sei, den in unsern äussersten 
Strommündungen liegenden Feuerthürmen von Neuwerk, von der Weser und Borkum 
ebenfalls Warnungen zugehen zu lassen. 
Somit hat das System der Sturmwarnungen sowohl eine räumliche, als auch 
eine prinzipielle Ausdehnung erfahren. Die Seewarte hat mehr Punkte gewarnt, 
und soll noch mehrere warnen, und ausserdem warnt sie überall häufiger als früher 
geschehen. Denn nicht allein wegen des eben genannten Fischereibedürfnisscs, 
sondern auch um alle Stationen überhaupt früher in Fühlung mit hcranzichenden 
Störungen des atmosphärischen Gleichgewichts zu bringen, ist die Seewarte dazu 
übergegangen, die ihr zugehenden Berichte aus England über barometrische 
Differenzen von 0.7 Zoll engl, und darüber regelmässig an die Stationen weiter 
zu senden, sobald das beizufügende Wort »Achtung« den Stationen zu melden 
hat, dass hier die üeberzeugung obwaltet, dass wir in beachtenswerthe Mitleiden 
schaft gezogen werden dürften. Erleichtert wird uns das Urtheil dadurch, dass 
die Seewarte seit Anfang 1873 durch freundliches Entgegenkommen des am 
1. Januar 1873 eröffneten meteorologischen Instituts zu Copenhagen 
Theil nimmt an den dort von London über Hüll eingehenden telegraphischen 
Wetterberichten ans Valencia, Thurso und Yarmouth, welche die grosse Nordische 
Telegraphengesellschaft kostenfrei bis Friedericia eingehen, und die kaiserliche 
Telegraphenverwaltung ebenfalls kostenfrei bis hierher laufen lässt. So empfängt 
die Seewarte 1) regelmässig ein tägliches gegen Mittag einkommendes Telegram 
aus den genannten drei Orten, ferner 2) gelegentliche Nachrichten bei 0.7 Zoll 
barometrischer Differenz in England und 3) directe Sturmwarnungen daher 
mit dem üblichen »holst drum«. Das erste Telegram bleibt hier, die zweite und 
dritte Art Berichte indo.ssirt die Seewarte im Fall der Noth mit den Worten » Achtung 
resp. »Trommel« zum Weiterversandt an die oben genannten Stationen der Nordsee. 
Es ist nicht mehr zu verkennen, dass mit Einführung der vorbereitenden 
Warnungen unter N0. 2 das Gefühl der Sicherheit hier sowohl als draussen 
ungemein zugenommen hat. Wir glauben nicht zu viel zu sagen, dass seit dem 
letzten Herbst kaum eine Störung des Gleichgewichts, selbst wenn sie 600 Meilen 
weit von hier über die Shetland Inseln gegen das mittlere Norwegen zog, hier 
nicht gespürt und in Ursachen und Wirkungen discutirt wurde. Mehr und mehr 
drängt sich die Üeberzeugung auf, dass der centrale Theil der Mehrzahl unserer 
Winterstürme von Island und den Färöern über die Shetland Inseln und den 
ohern Theil der Nordsee, den Trichter, daher zieht, und dann seinen Weg entweder 
mitten durch Norwegen und Schweden nach dem finnischen Meerbusen nimmt, 
oder südlicher durch das Skagerack und Südschweden nach der Ostsee zieht und 
so für die Ostseeufer auch belangreich wird. Im ersten Fall erhalten wir aus 
600 Meilen Distanz starke Trübungen des Himmels mit feinem Regen und mehr 
oder weniger stürmischem Winde aus SW. bis NW. bis zu 25—30 Meilen Fort 
gang, im letztem Fall aber so vollendete orkanartige Stürme aus SO. bis N. und 
NO., wie den an der Nordseeküste sobald nicht zu vergessenden Sturm vom 
16. Decemher mit 30—45 Meilen Fortgang, kurz vorangehender starker Temperatur 
erhöhung und ebenso jählings nachfolgender Temperaturerniedrigung mit Schnee, 
Hagel und Wintergewitter, Würden wir durch Ausdehnung der telegraphischen
	        
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