Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1902,
Bl
Der Abonnementspreis für dieses Telegramm beträgt 6 Mark monatlich.
Die bisherigen Depeschen nach Magdeburg, Karlsruhe und Chemnitz kamen
in Wegfall.
Die telegraphischen Nachrichten aus Riga sind seit dem Abbrennen der
Beobachtungsstation (am 8. September) ausgeblieben.
Das erste Wettertelegramm vom Brocken lief ein am 1. Mai, das letzte
am 16. November.
Endlich sei noch erwähnt, daß seit dem 1. August des Berichtsjahres auch
Wetterdepeschen von Vigo regelmäßig einlaufen. — Geplant wurde auch der
Bezug einer täglichen Wetterdepesche von den Azoren, indessen konnte dieser
Plan erst anfangs des Jahres 1903 durchgeführt werden.
b. Die Normal-Beobachtungsstationen und Sturmwarnungsstellen an der Deutschen Küste.
Aenderungen an den Normal-Beobachtungsstationen kamen im Berichtsjahre
nicht vor.
Neue Sturmwarnungsstellen wurden errichtet; Nov. 1902 zu Timmen
dorf a. Poel, wo ein detachierter Mast errichtet wurde; Borkumer Riff erhält
mittelst Funkentelegraphie seit dem 25. Januar Sturmwarnungen und zeigt voll
ständige Tagessignale. Seit dem 15. Januar erhält Altenwerder gebührenfreie
Sturmwarnungstelegramme.
Seit dem 1. Juli erhalten gebührenfreie Hafentelegramme und Sturmwarnungen
die Hafenmeister Rothbar zu Bremen, Lamke zu Vegesack und Bremer zu
Bremerhaven (Wett er sch au st eilen).
Neue Signalisten: Zu Brake: Wasserschaut Hendorf seit 1. April und
Hafenmeister Kühne seit 2. Juni; auf Helgoland: Obersignalmaat Brahde seit
1. April; auf Pellworm; Gastwirt Edlefsen seit 1. Oktober; zu Marienleuchte:
Signalmaat Hahn seit 1. Oktober; zu Timmendorf a. Poel: Oberlotse Wulf seit
November; zu Borkumer Rill': Besatzung des Feuerschiffes.
Ara 1. April wurde zu Pillau, am 1. Juli zu Memel je ein Semaphor in Betrieb
gesetzt. Erstere Station erhält 3 mal tägliche telegraphische Windmeldungen von
Rixhöft und Brüsterort, letztere von Brüsterort und Libau.
Seit dem 14. Juli erhielten die privaten Sturmwarnungsstellen zu Otterndorf
und Pompdam-Dorum keine Sturmwarnungen mehr.
c. Tägliche Berichterstattung in Hamburg und Altona für Herstellung von Zeitungs-Wetterkarten
Oberhaupt.
Keine Aenderung.
d. Tägliche Wettervorhersagen und ihre Verbreitung in Deutschland und landwirtschaftlicher
Wetterdienst.
Obgleich man nach Abschluß des versuchsweise eingerichteten Wetterdienstes
für die Provinz Brandenburg auf Grundlage des neuen wettertelegraphischen Systems
geplant hatte, den Wetterdienst im Interesse der Landwirtschaft auf das ganze
Deutsche Reich auszubreiten, so ist nach dieser Richtung bis jetzt doch nichts
Nennenwertes geschaffen worden. Auch der Antrag des ständigen Ausschusses des
Deutschen Landwirtschaftsrates, „schon sogleich eine ständige Kommission für den
deutschen Witterungsdienst einzusetzen“, ist nicht zur Durchführung gekommen.
Und doch scheint der wissenschaftliche Ausbau der Wettervorhersage, verbunden
mit Ausbreitung eines möglichst allgemeinen Verständnisses ein dringendes Be
dürfnis zu sein. Mit großer Befriedigung kann hier darauf hingewiesen werden,
daß die Einrichtungen des Wetterdienstes in Weilburg und Aachen mit Erfolg
weiter geführt wurden.
Wetterkarten, insbesondere zu landwirtschaftlichen Zwecken, werden heraus-
gegehen zu Berlin (vom Wetterbureau), zu Weilburg und Aachen; die Abonnements
preise hierfür betragen vierteljährlich bezw. M. 4.50, M. 4.— und Al. 3.—.