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Jahresbericht der Deutschen See warte für 1898.
Endlich ist die Zulassung zu den Prüfungen von Präzisions-Taschenuhren
an die Bedingung geknüpft worden, dafs die einzelnen Theile der einzuliefernden
Uhren innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches angefertigt sind und dafs
die Feiustelhmg (Reglage) ebendaselbst ausgefiihrt worden ist. Ausnahmsweise
ist bis auf weiteres auch die Einlieferung solcher Instrumente gestattet, deren
Spiral- und Zugfedern im Auslande angefertigt worden, bei denen im übrigen
aber die oben genannten Bedingungen erfüllt sind.
Unter dem Vorsitze des Direktors der Seewarte fand am 28. April des
Berichts-Jahres eine Inaugenscheinnahme der während der 21. Konkurrenz-Prüfung
untersuchten Chronometer seitens der betheiligten Fabrikanten Edgar Brockiug
(Hamburg) und A. Kittel (Altona) statt. — Ferner trat, ebenfalls unter dem
Vorsitze des Direktors der Seewarte, im Lesezimmer der Abtheilung IV eine
Sachverständigen-Kommission zusammen, welche aus folgenden Herren bestand:
Chronometerfabrikant F. Dencker, Hamburg, Chronometerfabrikant E. Sack
mann, Altona. Direktor der Uhrmacherschule L. Strasser, Glashütte. Diese
Kommission war seitens der Direktion der Seewarte zusammenberufen worden,
um diejenigen Chronometer einer Inaugenscheinnahme bezüglich ihres Ursprungs
zu unterziehen, welche mit der Anwartschaft auf Prämirung zur 22. Konkurrenz-
Prüfung eiugeliefert worden waren.
Der im Mittelraum der Abtheilung IV durch den hiesigen Uhrmacher Herrn
Arnold im Jahre 1895 aufgestellte Regulator mit elektrischem Aufzug funktionirte
auch während des Berichtsjahres in zufriedenstellender Weise. Die Elemente
wurden im April 1898 erneuert.
ln den Nachmittagsstuudeu des 25. August 1898 wurde ein Theil der chrono-
graphischen Leitungen sowie der Kontakt au der Normaluhr Kittel No. 55 durch
einen Blitzschlag zerstört.
Auf Anordnung der Direktion unternahm der Assistent Dr. Stechert am
23. Nov. 1898 eine Dienstreise nach Bremen, um die auf der dortigen Agentur fin
den Zeitdienst bestehenden Einrichtungen zu iuspiziren. Hieran schlofs sich eine
eintägige Reise nach Wilhelmshaven zur Information des Beauftragten und zur Be
sprechung gemeinsamer chronometrischer Arbeiten mit dem dortigen Observatorium.
Die Zeitbestimmungen wurden, wie in früheren Jahren, durch den Abtheiluugs-
Assisteuten Dr. Stechert am Meridiankreise der Hamburgischen Sternwarte vor-
geuommen. Während der vierwöchentlichen Beurlaubung des Ahtheilungs-Assistenten
übernahm der Hülfsarbeiter der Sternwarte, Herr A. Scheller, die für die Zeit
bestimmungen erforderlichen astronomischen Beobachtungen, während die übrigen
laufenden Arbeiten des Instituts durch den Hülfsarbeiter der Abtheiluug IV, Herrn
Kapt. G. Rein icke, weitergeführt wurden.
Am 80. April des Berichtsjahres verliefs der Hülfsarbeiter Herr Kuno IIeuer
das Chronometer-Prüfuugs-Institut, um den Zeitdienst auf der Königl. Universitäts-
Sternwarte in Berlin zu übernehmen. Au Stelle des Herrn Heuer trat am 1. Mai
Herr Kapt. G. Reinicke als aufseretatsmäfsiger Hülfsarbeiter ein.
Der vorstehende Bericht, welcher von dem Direktor der Sternwarte, als Vor
stand der Abtheilung IV verfafst worden ist, wurde der Bedeutung wegen, die er
beanspruchen kann, ausführlicher, als es sonst in Beziehung auf die Thätigkeit der
Abtheilung IV zu geschehen pflegte, in diesen Jahresbericht aufgenommen.